Messebericht: Superbooth

Der Niedergang der Musikmesse in Frankfurt ist letztendlich der Grund für den Aufstieg der Superbooth in Berlin. Und dies aus zweierlei Gründen: Indirekt dadurch, dass es schlicht keine andere vergleichbare Veranstaltung in Deutschland und Europa mehr gibt, zu der sich die Freunde der elektronischen Klangerzeugung zusammenfinden können;  direkt dadurch, dass der Vorgänger der Superbooth tatsächlich der große Messestand war, den das Synthesizer Fachgeschäft Schneiders Laden jedes Jahr aufs Neue auf der Musikmesse aufgebaut hatte, um den vielen kleinen Manufakturen der Branche einen gemeinsamen Messeauftritt zu ermöglichen. Es kam wie bekannt, man konnte sich zwischen Ausstellern und der Messe nicht mehr einigen, einer der vielen Ursachen für ihren letztendlichen Untergang. Seit 2016 ruft die selbstständige Superbooth jedes Jahr wieder ihre ‚Jünger‘ zusammen. Auch dieses Mal, wie bereits seit 2017, in das Kinder- und Jugendzentrum FEZ in der Berliner Wuhlheide, welches mit seinen vielen Räumen und Etagen, Multifunktionssälen und dem riesigen Außenbereich ideale Voraussetzungen für diese Art der Veranstaltung bietet.

Dabei ist die Superbooth inzwischen viel mehr als nur eine Messe für Synthesizer und andere elektronische Klangerzeuger. Einen immer größeren Fokus bekommen die zahlreichen Musikveranstaltungen, die es außergewöhnlichen Musikerinnen und Musikern ermöglichen, ihre Kunst einem besonders interessierten Publikum vorzustellen. Dafür gibt es mehrere Bühnen, die über den Innenbereich und das Gelände verteilt sind und dem Ganzen fast eine Art Festivalcharakter verleihen. Und dieser wird dankbar angenommen. Der Abend nach Messschluss um 18 Uhr ist genauso wichtig geworden wie das eigentliche Tagesprogramm, denn man findet noch lange nach der offiziellen Schlussglocke Aussteller und Gäste beim Fachsimpeln. In diesem Jahr ermöglichte es das Wetter auch endlich einmal richtig zu feiern und die Performances zu genießen, ohne sich zumindest zeitweise unter einen Regenschirm kauern zu müssen. Das Tolle dabei ist, dass die Artists nicht nach Massenkompatibilität ausgewählt werden. Die meisten bieten eine aufwändige Live-Performance mit viel Hardware, zum Teil mit selbstgebauten Instrumenten. Ein Beispiel dafür war die Techno-Band ‚Flirren‘, die neben Modularsynthesizern, elektrischen Drums und E-Cello eine Sensorkugel auf der Bühne hatten, über die sie mit Gesten verschiedene Sounds erzeugen und steuern kann. Aber auch klassische Synthesizer-Acts, deren musikalischer Fokus eben nicht darauf liegt, die Tanzflächen von Clubs zu füllen, bekommen hier im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne geboten. Das dankbare Publikum genießt diese Auswahl und so sitzt man mit hunderten Gleichgesinnten am Abend auf den Stufen vor der Seebühne und genießt die Darbietungen. Die Organisation ist dabei hervorragend gelungen, denn die meisten Konzerte finden auf den Bühnen abwechselnd statt, so dass niemand Gefahr läuft, etwas Wichtiges zu verpassen. Wie immer gab es aber nicht nur Performances, sondern auch Gesprächsrunden und Vorführungen. Hierfür wurde auch in diesem Jahr zum Beispiel der große Saal der Astrid-Lindgren-Bühne (Auditorium) genutzt.