Testbericht: HUM Audio LAAL

Ein Hauch von Luxus breitete sich in meinem Studio aus, als ich das ersehnte Objekt der Begierde aus dem schmucklosen Versandkarton befreite. Da war er also, der optisch beeindruckende LAAL, ein analoger Begrenzer mit ‚prophetischer‘ Gabe, aus der polnischen Audio-Goldschmiede HUM Audio Devices, wobei HUM natürlich nicht für einen der schlimmsten Feinde der Studiotechnik, nämlich die Brummstörung, steht, sondern eine Abkürzung für ‚Human Unhindered Maker‘ ist. Wie man das sinnvoll ins Deutsche übersetzt, möchte ich an dieser Stelle offenlassen. HUM Audio Devices wurde bereits Ende der 90er in Polen von Krzysztof Tonn und Krzysztof Rudnicki gegründet. 1999 nahm auch das Tonn Studio von Krzysztof Tonn seinen Betrieb auf, als vornehmlich analog betriebenes Setup, das im Kern ein MCI-Pult aus den 70ern, eine Studer 2-Zoll-16-Spur, aber natürlich auch ein Pro Tools HD und Mytek/Digidesign-Wandlern beinhaltet. Die Liebe zur Analogtechnik mündete fast zwangsläufig in der Entwicklung eigener Geräte und wurde schließlich zur Geschäftsidee. Partner Krzysztof Rudnicki war über viele Jahre in den Bereichen Verkauf und Support unterwegs, zum Beispiel für Solid State Logic in seinem Heimatland Polen.

Das aktuelle HUM-Portfolio beinhaltet das Erstlingswerk des Unternehmens, ein fernbedienbares Stereo-Bändchen-Mikrofon-Aufnahmesystem mit M/S-Matrix, drehbaren Kapselköpfen und integriertem Vorverstärker, den LAAL, mit dem wir uns hier beschäftigen wollen, einen fernbedienbaren, vollständig diskret aufgebauten Class-A-Mikrofonvorverstärker und zwei phantom-gespeiste Bändchen-Mikrofone. Der deutsche Vertrieb liegt in den Händen von ES-ProAudio aus Ingolstadt, so dass es dank des langjährigen freundschaftlichen Verhältnisses zu Inhaber Erwin Strich für uns sehr einfach war, ein Testmuster zu erhalten. Braucht die Welt einen analogen Limiter? Dieser Frage wollen wir in diesem Beitrag nachgehen.

Präambel

In der Ära der in Beton gegossenen True-Peak-Pegel scheint es fast unumgänglich, eine finale Pegelbegrenzung digital umzusetzen. Seit die Diskussion um Intersample Peaks begann, ist ein digitaler True-Peak-Limiter am Ende der Mastering-Kette eine feste Einrichtung, auch für mich in meinem Studio. Einer der Pioniere in Sachen ‚Intersample Peaks‘, Thomas Lund, damals kreativer Kopf und Chefdenker bei TC Electronic, heute in gleicher Funktion bei Genelec, lieferte uns im Paket mit ‚seinem‘ System 6000 einen Intersample-Peaklimiter auf Software-Ebene, der sich über viele Jahre am Ende meiner Mastering-Kette befand. Als bekennender ‚Monk‘ wollte ich nach oben keine ‚Luft‘ lassen und setzte die obere Pegelgrenze konsequent auf -0.5 dBFS. Das bedurfte keiner langwierigen Experimente, sondern der ‚Brickwall 2‘ fing die Spitzen ab, die bei kreativer Einstellung der Dynamik-Werkzeuge immer noch über den Zaun springen wollten. Auf den damit verbundenen Loudness Wettbewerb wollte ich mich eigentlich nie einlassen, aber natürlich ist der Kunde König, und der ‚Brickwall 2’ war eine echte Waffe in diesem Wettstreit, vor allem auch deshalb, weil Signalspitzen dank eines in der Digitaltechnik einfach herzustellenden Look-Ahead-Delays vorausschauend behandelt werden konnten. Mit anderen Worten, aus technischer Sicht konnte sich der Limiter in aller Ruhe auf die Abregelung einer herannahenden Signalspitze vorbereiten, deren Eigenschaften schon vor dem Eintreffen transparent waren. Nachdem ich zahlreiche Plug-In-Limiter alternativ ausprobiert hatte, blieb ich bei ‚Elevate‘ von Newfangled Audio hängen, einem Multibandlimiter mit Transienten-Restauration und Sättigung, für den ich bislang keine Alternative gefunden habe. Mitten in dieses Szenario platzt sozusagen der LAAL als analoge Alternative zu einer solchen Lösung, mit dem Versprechen einer außergewöhnlichen klanglichen Transparenz und stabilen Ausgangspegeln, auch gemessen an den True-Peak-Grenzen der digitalen Produktion.