Interview: Ruben Tilgner, elysia

Es gibt in unserer Branche auffällig viele Leidenschaftstäter, sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Anwenderseite, die mit leuchtenden Augen über ihre Arbeit sprechen. In der überwiegenden Zahl der Fälle suche ich meine Gesprächspartner auf der Anwenderseite, aber nicht immer kann man Anwender und Entwickler so leicht auseinanderhalten, denn es gibt auch Zeitgenossen, die sich – aus gutem Grund – auf beiden Seiten bewegen. Einer dieser Audio-Enthusiasten, die das Privileg genießen, sich das Equipment, das sie gerne benutzen würden, selbst bauen zu können, heißt Ruben Tilgner und ist Inhaber des deutschen Analoggeräte-Spezialisten elysia, der seit 2006 mit dem klar definierten Ziel antritt, der Analogtechnik ein innovatives, zukunftsweisendes Gesicht zu geben. Diskret aufgebaute Class-A-Technik bildet die Basis für eine Klangqualität, wie sie sich Ruben Tilgner als Anwender wünscht, ohne dabei zu übersehen, dass das zeitgemäße Studio von der DAW, sprich, der Digitaltechnik, dominiert wird.

Nach längerer Corona-Pause nahm ich die Gelegenheit wahr, Ruben in seiner High-Tech-Hexenküche zu besuchen. Mit unübersehbarem Glanz in seinen Augen zeigt er mir die auf Autarkie optimierte Fertigungsabteilung, die inzwischen auch von automatisierter SMD-Bestückung und Metallverarbeitung profitiert. Aber eigentlich wollen wir ja den Tag wie üblich mit 19-Zoll-Erotik und Nerd-Talk verbringen, wozu wir uns in einen sehr speziellen Raum begeben, der aufgrund seines sorgsamen akustischen Ausbaus alternativ als Kreativität spendender Aufnahmeraum, Besprechungszimmer oder gemütliche Lounge genutzt werden kann. Ein paar Türen weiter befindet sich eine Tonregie, die mit auffällig vielen elysia-Geräten ausgestattet ist, ganz so, als gäbe es eine Quelle in unmittelbarer Nähe. Der kleine Ruben, der sich schon in jungen Jahren für Lichteffekte interessierte und ganz genau wissen wollte, woher die Geräusche aus seinem Spielzeugauto kommen, gehört heute zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies von Experten, die als die Hüter der Analogtechnik gelten und mit Verstand und Herz dafür sorgen, dass wertvolles Know-how im Dienste des guten Klangs nicht verlorengeht. Wie die meisten meiner Interviews beginnt auch dieses mit der Frage danach, wie alles begann… in diesem Fall mit einem in seine Einzelteile zerlegten Spielzeugauto!