Kolumne: Visions Of Sound
Wenn wir uns anschauen, dass seit ewigen Zeiten Musiker und Toningenieure am Klang einer Aufnahme feilen, ihr den ‚letzten‘ Schliff geben und anschließend noch die Politur im Mastering aufgetragen wird, muss man sich heute fragen: Wofür? Der Markt, in dem Produktionsmaster konsumiert werden, besteht zu knapp 82 Prozent (GFK/BVMI/2023) aus Streams. Diese finden wiederum mit 37 Prozent (Statista/2024) beim Markführer Spotify in stark reduzierter Auflösung im Vergleich zu dem Studiomaster statt. Dies zeigt, dass Produktionsqualität und Musikerlebnis in einem starken Missverhältnis stehen. Wenn wir jetzt noch die heutigen Optionen von Mehrkanalmischungen in zum Beispiel immersivem Dolby Atmos hinzunehmen, klafft eine noch größere Lücke zwischen Studioarbeit und Konsumentenerlebnis. Wir alle schätzen die Möglichkeiten und positiven Seiten des Streamings, aber der Wert der Produktion wird dort sicherlich nicht ausreichend reflektiert und honoriert. Der heutige Musikmarkt ist in seiner Gesamtheit stark fragmentiert. Weder ein physisches noch ein Downloadformat kommt auf 20 Prozent Marktanteil, und Streaming Einnahmen sind für die meisten Künstler eine Einkommensnische. Was also tun? Die detaillierte Betrachtung von Aufnahmequalität, Mischoptionen und Tonformaten, veröffentlicht auf unterschiedlichen Medien in vielfältigen Vertriebskanälen, steht im Mittelpunkt dieser Kolumne. Wir hoffen, so etwas Licht auf Klangerlebnisse in den unterschiedlichen Zielgruppen von Konsumenten zu bringen, um dadurch bereits vor der Aufnahme konzeptionell die Vermarktungsoptionen einbeziehen zu können. Denn sind die Produktion, die Mischung, das Master erstellt, führt selten ein Weg zurück, oder ist nur mit erheblichen finanziellen Aufwendungen neu zu denken. Wer also vorausplant und die richtigen Knöpfe drückt, ist klar im Vorteil bei der sich anschließenden Vermarktung von Tonproduktionen. Diese Kolumne wird sich mit den Themen beschäftigen, die sich an die Produktion anschließen – Promotion, Marketing, Vertrieb, Verkauf und Fans von hochwertigen Tonproduktionen. Denn, wenn wir eine vielfältige Musikkultur erhalten wollen, die alle Musikgattungen berücksichtigt, und uns nicht auf Kultursubventionen verlassen möchten, führt kein Weg an einer sorgfältig geplanten Veröffentlichungsstrategie über alle Medienoptionen und Vertriebskanäle vorbei. Dies sollte zum Arbeitsspektrum der Label und Musikmanager gehören. Da gerade die großen Repertoirefirmen eher dem Streaming zugeneigt sind und am Ende der Künstler die Erlössituationen auch zu spüren bekommt, sehen wir in den Studios, dem kreativen Beginn jeder Aufnahme, einen wichtigen Ort, um auch über das, was mit der Aufnahme passieren kann nachzudenken. Ich bin offen für Anregungen und stehe für weiterführende Gespräche jederzeit beratend zur Verfügung.