Report: MPEG-H Music Broadcast

Irgendwann im November – Ulli Scuda vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS rief mich an und teilte mir mit, dass am 11. Dezember ein Live-Gig in Berlin in MPEG-H produziert und ins Planetarium Bochum übertragen wird und unsere Technologien im Einsatz sind; ob ich nicht vorbeikommen wollen würde? Donnerlüttchen, dachte ich, klingt spannend, aber was geht da genau vor? Wirds immersiv? Es ist nicht nur in aller Mund, auch die vergangene Tonmeistertagung in Düsseldorf hat es einmal mehr gezeigt, immersives Audio ist nicht nur im Kommen, es ist bereits angekommen! Seit 2010, als wir auf der Tonmeistertagung in Leipzig die erste immersive Audio Session initiierten, hat sich viel getan. Damals war es noch Auro-3D und ‚3D‘ Sound, von Dolby noch keine Spur. Heute fliegen uns die Formate, wenn man das so nennen will, nur so um die Ohren: Dolby Atmos, MPEG-H, Sony 360 RA, DTS X, IMAX 3D, Ambisonics, VR und so weiter. Man weiß ja schon gar nicht mehr, wie das alles zuzuordnen ist, wie das im Einzelnen funktioniert, welches Format sich durchsetzen kann, und ob es nicht doch eigentlich nur Mode oder Marketingstrategie ist, und wir alle morgen schon wieder schnödes Stereo machen werden.

Ich weiß, Stereo ist nicht schnöde, man möge mir vergeben, wenn man es beherrscht, wie sicher alle Leser hier. Aber ernüchternd ist es schon, wenn man mal so eine richtig coole 3D/immersive/spatial – oder wie man das auch immer nennen will – Mischung oder gar Session erlebt hat. Dann hat die Stereoversion gerade im Vergleich doch schon was von ‚Katerstimmung‘. Klar, auch die immersive Mischung will gekonnt sein! Und das ist zuweilen gar nicht so einfach, sollte es doch mehr sein als das simple Verteilen der gegebenen Instrumente oder Signale auf mehr als zwei Lautsprecherkanäle und das Bemühen eines 3D-Panners. Achtung, schon zu Beginn der Stereozeiten wurde geunkt, was soll man denn groß mit dem zweiten Kanal anfangen solle als ein bisschen umverteilen? Heue wissen wir, was geht, und ich bin fest davon überzeugt, wenn wir uns drauf einlasen und daran arbeiten, blüht uns mindestens der gleiche Erlebniszuwachs wie von Mono zu Stereo, ich vermute sogar deutlich mehr!