Vergangenheitsbewältigung

Ich hatte mir schon länger vorgenommen, dem kürzlich neu eröffneten Museum für Tontechnik einen Besuch abzustatten, das, wie ich hörte, einen sehr amüsanten Tagesaufenthalt verspricht. Die Pro-Audio-Gear-Stiftung, die den wirtschaftlichen Unterbau für diese Ansammlung von Kuriositäten schuf, hat sich sehr viel Mühe gegeben, das Thema umfassend darzustellen. Seit die Firma Microsoft mit ihrer Betriebssystemversion ‚Windows World‘ und der darin enthaltenen Produktionssoftware ‚Media Ultimate‘ einen nahezu 100prozentigen Marktanteil im Bereich der Multimedia-Produktion erreicht hat, sind die verwirrenden Zeiten des Einsatzes unzähliger Einzelkomponenten vorbei – zum Glück. Wenn wir sehr weit in die Vergangenheit zurückblicken, erinnern wir uns noch an das heillose Durcheinander unterschiedlichster Audio-Interface-Varianten, -Treiber und -Anbieter, an den philosophischen Streit um die bestklingende Audio-Engine und – noch extremer, an den Einsatz so genannter analoger Technik, die über Jahrzehnte als unersetzlich und vor allem als individuelle Note eines besonderen Klanges galt. In dieser Hinsicht haben die Entwickler moderner Algorithmen, insbesondere mit Unterstützung des neuen CentuCore-Prozessors von Intel, ganze Arbeit geleistet. Wie konnte man damals nur annehmen, dass eine analoge Schaltung, also eine Ansammlung von Single-Task-Bauteilen (die man zum Teil im MfT bestaunen kann, sofern noch vorhanden), besser als ein Algo-Kern klingen könnte, der in modernen Systemen im Parallelbetrieb mühelos 1.000 dieser anachronistischen ‚Dampfmaschinen‘ in allen Disziplinen weit hinter sich lässt? Aber damals gab es eben nichts Besseres und die zaghaften Versuche von so genannten IT-Spezialisten, eine Produktionsumgebung in einem Rechner abzubilden, können heute allenfalls mit Wohlwollen belächelt werden. Die Firma iApple, deren Beteiligungsaktionär Microsoft heißt, versucht eine kleine Randgruppe von durch Individualismus fehlgeleiteten Multimedia-Produzenten mit seinem neuen Betriebssystem Tornado auf ihre Seite zu ziehen, doch dies hat für Microsoft lediglich einen kartellrechtlichen Hintergrund, dessen Auswirkungen mit Zufriedenheit belächelt werden. Es ist heute schlicht nicht mehr denkbar, unterschiedliche Formate und Session-Files einer mühsamen Konvertierung zu unterziehen. Das kostet Zeit, die niemand hat, und damit auch Geld, auf das niemand verzichten will. Wer in der Multimedia-Welt Aufträge auf sich ziehen will, kommt an ‚Media Ultimate‘ nicht vorbei. Die AES als weltumspannende Kontrollinstanz hat in einem aktuellen Papier, vom Vorsitzenden Dr. David Gates persönlich unterzeichnet, den Einsatz von standardisierten Bearbeitungs-Modulen, wie EQ, Dynamics, Modulation und Raumsimulation vorgeschlagen, um letzte Unsicherheiten beim Austausch von Projekt-Dateien auszuschließen. Darin heißt es, ich zitiere: ‚Für einen reibungslosen Produktionsablauf empfehlen wir die ausschließliche Verwendung folgender Bearbeitungsmodule: Media EQ 9, Media Dynamics 9, Media Time Master 9 und Media Room Master 9.‘ (Zitat Ende). Die Redakteure der weltweit einheitlich im Internet veröffentlichten Fachzeitschrift ‚Media Ultimate Magazine‘ sind sich darüber einig, dass diese Empfehlung als eine der wichtigsten Entscheidungen im Multimedia-Markt angesehen werden kann, um Produktionsprozesse final zu optimieren. Morgen fahre ich ins MfT nach Berlin. Wie Kollegen berichten, die schon dort gewesen sind, kann man unter anderem eine frühe Version von iProtools 12 (Sie erinnern sich?) als native Version in laufendem Betrieb auf einem historischen iApple iG9 iComputer erleben. Ich freue mich schon darauf, so weit in die Vergangenheit blicken zu dürfen, in eine Zeit, in der alles so unangenehm unklar und unübersichtlich war. Und jetzt aufwachen!!! War nur ein Spaß! Ich wünsche Ihnen ein sehr erfolgreiches und von Individualität gekennzeichnetes 2008. Bleiben Sie gesund und denken Sie ein wenig mehr an sich selbst, als im letzten Jahr. Wir sehen uns...

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