Prolight, kein Sound?

Mein bisheriges Berufsleben, klammern wir die beiden Pandemie-Jahre einmal aus, war stets von einem wichtigen Frühjahrsereignis gekennzeichnet, der Musikmesse in Frankfurt, seit 2001 begleitet von der Schwester-Veranstaltung ‚Prolight+Sound‘. Warum diese beiden Messen unabhängig voneinander und zeitlich so seltsam überlappend stattfinden mussten, wird für uns Normalsterbliche sicher ein Rätsel bleiben. Konzentrieren wir uns einfach auf die aktuellen Fakten. Frankfurt, der einstige Branchen-Dreh- und Angelpunkt, auch der professionellen Studiobranche, ist inzwischen zur Randnotiz verkümmert. Dennoch begab es sich am 25. April 2023, dem ersten Messetag der Prolight+Sound, dass ich mich früh morgens in meinen PKW setzte, um die alljährliche Reise nach Frankfurt anzutreten, wohl wissend, was mich dort erwarten würde. Nach der Abkündigung der Musikmesse richteten sich alle Augen auf die später dazugekommene, aber am Ende übriggebliebene Prolight+Sound. Würde sie ihrer beabsichtigten Rolle gerecht werden, zumindest einen Teil der durch den Wegfall der Musikmesse fehlenden Themen zu übernehmen? Der intensive, prüfende Blick in das Ausstellerverzeichnis ergab, dass es für mich ganz pragmatisch betrachtet keinen Grund gab, die Prolight+Sound zu besuchen. Ich fand lediglich sieben Aussteller, deren Produktportfolio zum Studio-Magazin-Themenkreis passte, der Rest war Licht, Laser und Nebel, ein inhaltlich natürlich sehr wichtiger Bereich in der Showbranche, der inzwischen auch den eigentlichen Kern der Prolight+Sound ausmacht. Eine Handvoll Hersteller von Beschallungsanlagen gesellte sich noch dazu, doch dafür müsste man den Begriff ‚Sound‘ nicht in den Messenamen eingliedern. Sicher war es nur eine fehlgeleitete Hoffnung von mir, die professionelle Audiobranche im von mir verstandenen Sinne könnte in Frankfurt weiterhin eine Heimat finden. Nach 45 Musikmessen in Folge wollte ich daher für mich ganz persönlich ein würdiges Ende einer Ära zelebrieren. Ich erlebte immerhin einige wenige, aber sehr herzliche Begegnungen mit Branchenfreunden auf den Ständen der besagten sieben Aussteller. Noch einmal wollte ich die gewohnte Tour zum Tor West fahren, mit dem über vier Jahrzehnte obligatorischen Parkschein hinter der Windschutzscheibe und freier Zufahrt zum Presseparkplatz P10, von wo aus die beiden Messehallen 11 und 12, die das Areal der Prolight+Sound samt Portalhaus abgrenzten, zu Fuß im Sonnenschein bequem erreichbar waren. Draußen auf der Showbühne spielte bei meinem Eintreffen eine Band, was mir irgendwie das Gefühl vermittelte, ‚zu Hause‘ angekommen zu sein. Insofern war meine Reise zu diesem Zeitpunkt schon gelungen. Die thematische Heimat, die die Prolight+Sound nun gefunden zu haben scheint, hat allerdings so gut wie nichts mehr mit Sound zu tun, könnte aber weiterhin ein wichtiger Träger für die Entertainment-Industrie bleiben, von mir amateurhaft als Licht/Laser/Nebel-Veranstaltung bezeichnet, denn die Event-Branche braucht die optische Inszenierung genauso wie die tontechnische. Zwei volle Etagen in der riesigen Halle 12 und eine durch extrem breite Gänge und nicht einmal besonders kunstvoll abgesperrte Bereiche mühsam in Szene gesetzte Halle 11 boten immerhin Platz für 457 Aussteller aus 23 Ländern, besucht, nach offiziellen Angaben, von über 27.500 Gästen aus dem internationalen Umfeld. Als ‚kleine Veranstaltung‘ würde ich das für ein Special-Interest-Thema nicht gerade bezeichnen. Ob die Soundfraktion noch einmal den Weg nach Frankfurt zurückfinden kann, ist nach diesem Messeerlebnis, zumindest aus meiner persönlichen Sicht, mehr als fraglich. Aber auch ohne Sound kann die Prolight in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, für Hersteller von Technologien, die überzeugend nur in einem großzügigen räumlichen Umfeld präsentiert werden können. Kleinere Messeableger, wie sie sich im Audiobereich gerade etablieren, würden diesen Ausstellern keine adäquate Bühne bieten können. Am Ende des Messetages setzte ich mich wieder in mein Auto, mit einem wehmütigen Blick in den Rückspiegel, wo die Silhouette der Messe-Skyline langsam kleiner wurde. Good-bye Prolight+Sound und alles Gute für eine Zukunft – leider ohne mich und die professionelle Studiobranche – im kommenden Jahr 2024, so viel steht schon fest, vom 19. bis zum 22. März…

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