Alarm!

Wenn man schon selbst bis zur Schulter ins Klo greift, kann man wenigstens ein Editorial-Thema daraus ableiten. Wir betreiben in unserem Verlag zwei Server, einen Domain-Server als Chef des Netzwerks mit Exchange-Mailbetrieb und einen Datei-Server auf Linux-Basis für sämtliche betriebsrelevanten Daten, natürlich auch die Produktionsdaten für das Studio Magazin. Selbstverständlich haben wir ein Sicherheitskonzept mit gespiegelten Platten und täglicher Nachtsicherung auf einen externen Datenträger, aber trotzdem kann ein Schaden an der Server-Hardware die gesamte Firma, zumindest vorübergehend, lahmlegen. Damit das Unglücksszenario auch möglichst dramatisch verläuft, tritt dieser Fehler am Datei-Server erwartungsgemäß am ersten Produktionstag für die aktuelle Ausgabe auf und erfordert den Neukauf der Hardware, die wiederum zwingend die Rekonstruktion des Server-Betriebssystems nach sich zieht. Alles kein Problem, denn der Hersteller versichert, dass dabei die Daten nicht verloren gehen. In der Anleitung findet man allerdings in jeder zweiten Zeile den Hinweis, dass man vorsichtshalber eine Sicherheitskopie der Daten anfertigen sollte. Aber die haben wir doch, und trotzdem traut man plötzlich nicht mehr der täglichen Datensicherung, denn wir waren noch nie in der Situation, die Sicherung auch nur partiell zurückschreiben zu müssen – gesundes Vertrauen in die allmächtige Technologie. Und dann fängt man an zu schwitzen. Die Bit-für-Bit-Kopie der Hauptplatte, die unser IT-Spezialist Marcus Döring anfertigte, um Risiken auszuschließen, lief über einen Zeitraum von 20 Stunden, in Worten ‚zwanzig‘, und während dessen war unser Verlag praktisch handlungsunfähig. Dass am Ende alle Daten wiederhergestellt werden konnten, ist der Expertise unseres IT-Spezialisten Marcus Döring zu verdanken, dessen Arbeit am offenen Herzen ich zwei Tage lang mit Schweißperlen auf der Stirn und nicht zu verdrängenden Endzeitgedanken im Kopf begleitete (danke Marcus für Deinen Einsatz!). Dieses herzklappenabrissverdächtige Ereignis brachte mich auf die Idee, Sie zu fragen, wie Sie es denn mit der Sicherung Ihrer Daten halten, die ja nun tatsächlich eine existenzrelevante Rolle im Betriebsablauf eines Studios spielen? Dass alles schon seit Jahren problemlos läuft, ist ein sehr trügerisches Sicherheitsgefühl, wie ich nun am eigenen Leibe erfahren musste. Angesichts der Gefahr eines Daten-Supergaus kreisen meine Gedanken nun um eine erweiterte Sicherheitsstruktur mit einem synchronisierten zweiten Server und einer zusätzlichen nächtlichen Lineardaten-Kopie, um jedes weitere Risiko nach Möglichkeit auszuschließen. Einhundertprozentig sicher kann man nie sein, aber man kann doch sehr viel dafür tun, Risiken weitgehend auszuschließen. Da Audio (von Video ganz zu schweigen) vergleichsweise große Datenmengen produziert, ist eine konsequente Sicherung eine zeitliche Herausforderung, wenn man lineare Kopien manuell auf externen Datenträgern anfertigen möchte. Wer hat schon Lust, am Ende eines anstrengenden Arbeitstages, der oft bis in die Nacht reicht, seinem Rechner beim Anfertigen der Sicherheitskopien zuzuschauen. Festplatten sind dünnes Eis, sie können kaputtgehen und das tun sie auch, also ist eine einzige Sicherheitskopie eigentlich zu wenig. Auch ein RAID-System mit mehreren Festplatten im Verbund, das den Ausfall einer Festplatte abfangen kann, schützt die Daten im Ernstfall ohne zusätzliche Sicherung nicht ausreichend. Ein Software/Programm-Fehler oder ein Virus betrifft immer das gesamte RAID und die fehlerhaften Daten landen einfach mehrmals falsch auf den Festplatten. Ich möchte Ihnen dringend ans Herz legen, die Gefahr eines Datenverlustes nicht zu unterschätzen. Entwerfen Sie ein schlüssiges Sicherungskonzept, damit unersetzliche Kundendaten bei jedem vorstellbaren Datenunfall wiederhergestellt werden können.

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